Thursday 9 July 2009

Aung San Suu Kyi- Die Kompromisslose

31. Mai 2009 Von einem Schwimmer wurde sie an die Oberfläche der Weltöffentlichkeit zurückgespült. Weil ein mysteriöser Amerikaner über den Inyar-See zu ihrem abgesperrten Haus gelangte, steht Aung San Suu Kyi nun vor Gericht - oder vor dem, was die burmesischen Generäle darunter verstehen. Sie habe die Auflagen ihres Hausarrestes verletzt, lautet die Anklage, die im berüchtigten Insein-Gefängnis von Rangun verlesen wurde.

Die Aktion des Schwimmers, dessen Motive noch im Unklaren liegen, diente der Junta höchstwahrscheinlich als Vorwand. Die Generäle suchen schon seit geraumer Zeit einen Grund, um den Hausarrest der burmesischen Oppositionsführerin zu verlängern. Im nächsten Jahr will die Militärregierung in Naypidaw zum ersten Mal seit zwei Dekaden „Wahlen“ abhalten, und da würde Frau Suu Kyi nur stören.

Die Hoffnung der Burmesen

Es war ihr Wahltriumph von 1990, der sie zum weiblichen Nelson Mandela Asiens machte. Seit ihr und ihrer „Nationalen Liga für Demokratie“ (NLD) der Wahlsieg aberkannt wurde, sitzt Frau Suu Kyi mit wenigen Unterbrechungen im Hausarrest. Ein ernstzunehmender Prozess wurde ihr nie gemacht. Auch die Tausende NLD-Anhänger, die teils vorübergehend, teils dauerhaft inhaftiert wurden, haben nie ein auch nur halbwegs faires Verfahren gesehen.

Ohne „die Dame“, wie die zierliche, gebildete Frau aus gutem Hause genannt wird, würde die Lage in Burma international vermutlich weniger Emotionen hervorrufen. Gewalt und Unterdrückung herrschen in vielen Teilen der Welt, aber nirgendwo kristallisiert sich das Unrecht so anschaulich wie in dem verwunschenen Staat zwischen Thailand und Indien.
Schon äußerlich drückt Aung San Suu Kyi Rechtschaffenheit und Friedenswillen aus und rückt so die Generäle, die das Volk seit bald einem halben Jahrhundert schikanieren, in einen fast überscharfen Kontrast. Noch immer verkörpert Frau Suu Kyi, der 1991 der Friedensnobelpreis verliehen wurde, für viele Burmesen die Hoffnung auf ein besseres Leben. Ihre Courage und ihr Standvermögen werden allseits bewundert - aber nach bald zwanzig Jahren des Stillstands fragen sich immer mehr Menschen, ob die Radikalopposition der Dame zum gewünschten Ziel führen kann.

Sie hat allen Versuchen widerstanden

Allen Versuchen der Junta, die Fronten aufzuweichen, hat Frau Suu Kyi widerstanden. Aus Angst, ihr könnte die Wiedereinreise verwehrt werden, schlug sie vor einigen Jahren sogar das Angebot aus, nach Großbritannien zu reisen, um ihren Ehemann ein letztes Mal vor seinem Tod zu sehen.

Konzession ist ein Wort, das in ihrem Handeln keinen Platz hat. Sie sieht sich als legitimierte Führerin des Landes und denkt gar nicht daran, Ansprüche abzutreten. Bis heute unterstützt sie Sanktionen des Auslandes, um die Unrechtmäßigkeit des Militärregimes international sichtbar zu halten. Der Hauptgrund dafür, dass Burma auf der Tagesordnung der Weltpolitik bleibt, liegt aber in ihrer Person - und dem Spiegelbild, das sie im Westen erzeugt.Als Tochter des landesweit verehrten Unabhängigkeitskämpfers Aung San schien ihr ein angenehmes Leben in Burma vorherbestimmt. Doch schon die Kindheit war von Verlusten geprägt. 1947 - im Alter von zwei Jahren - verlor sie ihren Vater, der einem politischen Mord zum Opfer fiel. In der Grundschulzeit starb einer ihrer beiden Brüder bei einem Bade-Unfall. Mit fünfzehn Jahren verließ sie ihre Heimat und folgte der Mutter, die Botschafterin in Nepal und Indien wurde.

Ihr Leben baute sie sich in Großbritannien auf, wo sie zunächst Politik, Philosophie und Wirtschaft in Oxford studierte, um später an der Londoner „School of Oriental and African Studies“ zu promovieren. Mehr als zwanzig Jahre lang lebte sie in England, die meiste Zeit davon zusammen mit dem Tibet-Forscher Michael Aris, mit dem sie zwei Söhne aufzog.

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